Nein, der Titel der ZSC Lions ist kein Wunder. Die Zürcher haben auch kein meisterliches Märchen geschrieben. Sie haben den Titel ganz einfach mit fast unheimlicher Zielstrebigkeit verteidigt und sind dazu in der Lage, dreimal oder viermal Meister in Serie zu werden.
Kein Meister im 21. Jahrhundert stand je auf so festem Grund. Auch nicht in Zug, Davos, Genf oder Bern. Der Erfolg ist das logische Produkt einer Aufbau- und Entwicklungsarbeit, die in unserem Land ohne Beispiel ist. Die ZSC Lions unterhalten die grösste Nachwuchsabteilung im Land – sie haben in dieser Saison sämtliche Junioren-Meistertitel geholt! – und leisten sich als einzige ein Farmteam.
Einige der Titanen, die Europas beste Mannschaft – die ZSC Lions sind Sieger der Champions League! – prägen, haben sie selbst ausgebildet: Dean Kukan, Sven Andrighetto oder Denis Malgin. Alle drei sind auch in der NHL, der besten Liga der Welt, zum Zuge gekommen. Weil die «Hinterbänkler» weitgehend aus den eigenen Reihen rekrutiert werden, hat Sportchef Sven Leuenberger die Mittel, um auf dem Transfermarkt die Besten der Besten zu holen.
Spieler, die ein gutes Team zu einer Meistermannschaft veredeln. Als Kukan, Andrighetto und Malgin ihr Ausland-Abenteuer abgebrochen haben, kehrten sie nicht nur aus Dankbarkeit heim nach Zürich. Wenn erforderlich, macht der ZSC-Sportchef die besten Offerten. Solche Investitionen lohnen sich: Denis Malgin, der bestverdienende Schweizer Stürmer der Liga, hat das alles entscheidende Tor zum 3:2 eingefädelt.
Womit wir beim Thema Geld angelangt sind. Ja, es stimmt: Geld macht Titel. Aber eine Meisterschaft lässt sich nicht kaufen. Erst wenn Geld, Verstand, Geduld, Gelassenheit und Demut zusammenfinden, entsteht eine meisterliche Dynastie.
Ausgerechnet Geduld, Gelassenheit und Demut, die ja nichts kosten, sind zentrale Faktoren des ZSC-Erfolges. Ist genug Geld da, beeinträchtigen Hoffart und Ungeduld der Besitzer oft genug den sportlichen Erfolg. Walter Frey, seit der Gründung der Lions im Jahre 1997 Präsident und Besitzer der ZSC Lions, ist nicht nur ein Glücksfall, weil er über Milliarden verfügt. Mindestens so wichtig: Er ist auch ein Romantiker, der nie in die Eitelkeitsfalle getappt ist – und nie in diese Falle tappen wird.
Ehrgeizig und leistungsorientiert – ja, natürlich. Aber eben auch mit dem Wissen, dass der Erfolg, soll er dauerhaft sein, geduldig erarbeitet werden muss und eine ganz besondere Leistungskultur erfordert. Eine Kultur, die ihre Wurzeln in der grössten Nachwuchsorganisation des Landes hat. Und mit der Demut, das Rampenlicht anderen zu überlassen, und der Gelassenheit, seinem Personal nicht dreinzureden. Sicherlich hätte es im Laufe der Jahre hin und wieder Gründe gegeben, Manager Peter Zahner öfter auf die Finger zu klopfen und Sportchef Sven Leuenberger hin und wieder ins Büro zu zitieren.
Walter Frey vertraute und vertraut seinem Spitzenpersonal. So hat Zahner den Bau einer eigenen Arena orchestriert und Leuenberger Europas erfolgreichstes Team aufgebaut. Dieser Bau des neuen Hockey-Tempels erweist sich nun als die Abrundung von Freys Hockey-Lebenswerk: Erst mit der neuen Arena haben die ZSC Lions ihre wahre Identität entwickelt, die sie als Gäste im Hallenstadion nie bekommen konnten.
Die ZSC Lions stehen auf einem so soliden Fundament, dass ein dritter und viertel Titel in Serie ein realistisches Ziel ist. Diese Basis ist so breit, dass es problemlos möglich war, Meistermacher Marc Crawford (der Kanadier hatte das Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt) durch einen Trainer aus den eigenen Reihen zu ersetzen: Marco Bayer ist einfach vom Cheftrainer des Farmteams GCK Lions zum Cheftrainer der ZSC Lions befördert worden.
Bayer hat diese schwierige Aufgabe mit Bravour gelöst. Ihn wieder zum Farmteam zurückzuschicken, wäre erstens ein Verrat an der eigenen Unternehmensphilosophie und würde zweitens den Zorn der Hockeygötter wecken.
Die ZSC Lions sind erneut Meister geworden – um Meister zu bleiben. Die aktuelle Meistermannschaft hat ihr Entwicklungspotenzial nach wie vor nicht ausgereizt.
Der meisterschaftsentscheidende Treffer fällt im Powerplay wegen einer Strafe für zu viele Spieler auf dem Eis und ist zu hundert Prozent korrekt erzielt worden – die «grausamste» Titelentscheidung, die es je gegeben hat. Die Hockeygötter haben gewürfelt.
So knapp es zuletzt auch war: Die ZSC Lions sind hochverdient Meister geworden. Punkt. Keine guten Aussichten für die Konkurrenz.
war doch eher 2012 oder so, 2.5 Sekunden, vor Schluss in Bern ;-)