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Klaus Zaugg: ZSC Lions – erneut Meister geworden, um Meister zu bleiben

Captain Patrick Geering (ZSC) celebrate with the trophy of Swiss Champion after winning by 2:3 during the fifth leg of the National League Swiss Championship final playoff game between Lausanne HC and ...
Der Meister 2024 ist auch der Meister 2025 – und der Meister von 2026 und 2027?Bild: keystone
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ZSC Lions – erneut Meister geworden, um Meister zu bleiben

So knapp die Entscheidung im 5. Spiel auch war: Die Differenz zwischen Lausanne und den ZSC Lions ist grösser, als es das Resultat im alles entscheidenden Final vermuten liesse. Die ZSC Lions haben eine so solide Basis wie kein anderer Meister im 21. Jahrhundert.
24.04.2025, 23:1425.04.2025, 14:54
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Nein, der Titel der ZSC Lions ist kein Wunder. Die Zürcher haben auch kein meisterliches Märchen geschrieben. Sie haben den Titel ganz einfach mit fast unheimlicher Zielstrebigkeit verteidigt und sind dazu in der Lage, dreimal oder viermal Meister in Serie zu werden.

Kein Meister im 21. Jahrhundert stand je auf so festem Grund. Auch nicht in Zug, Davos, Genf oder Bern. Der Erfolg ist das logische Produkt einer Aufbau- und Entwicklungsarbeit, die in unserem Land ohne Beispiel ist. Die ZSC Lions unterhalten die grösste Nachwuchsabteilung im Land – sie haben in dieser Saison sämtliche Junioren-Meistertitel geholt! – und leisten sich als einzige ein Farmteam.

Topstars und Hinterbänkler aus dem eigenen Stall

Einige der Titanen, die Europas beste Mannschaft – die ZSC Lions sind Sieger der Champions League! – prägen, haben sie selbst ausgebildet: Dean Kukan, Sven Andrighetto oder Denis Malgin. Alle drei sind auch in der NHL, der besten Liga der Welt, zum Zuge gekommen. Weil die «Hinterbänkler» weitgehend aus den eigenen Reihen rekrutiert werden, hat Sportchef Sven Leuenberger die Mittel, um auf dem Transfermarkt die Besten der Besten zu holen.

Spieler, die ein gutes Team zu einer Meistermannschaft veredeln. Als Kukan, Andrighetto und Malgin ihr Ausland-Abenteuer abgebrochen haben, kehrten sie nicht nur aus Dankbarkeit heim nach Zürich. Wenn erforderlich, macht der ZSC-Sportchef die besten Offerten. Solche Investitionen lohnen sich: Denis Malgin, der bestverdienende Schweizer Stürmer der Liga, hat das alles entscheidende Tor zum 3:2 eingefädelt.

Geduld, Gelassenheit und Demut

Womit wir beim Thema Geld angelangt sind. Ja, es stimmt: Geld macht Titel. Aber eine Meisterschaft lässt sich nicht kaufen. Erst wenn Geld, Verstand, Geduld, Gelassenheit und Demut zusammenfinden, entsteht eine meisterliche Dynastie.

PostFinance Top Scorer Jesper Froeden (ZSC), left, celebrates his goal (2:3) with his teammates Sven Andrighetto (ZSC), center and Denis Malgin (ZSC), during the fifth leg of the National League Swiss ...
Topskorer Fröden, Andrighetto und Malgin (von links) feiern das Tor zum Meistertitel.Bild: keystone

Ausgerechnet Geduld, Gelassenheit und Demut, die ja nichts kosten, sind zentrale Faktoren des ZSC-Erfolges. Ist genug Geld da, beeinträchtigen Hoffart und Ungeduld der Besitzer oft genug den sportlichen Erfolg. Walter Frey, seit der Gründung der Lions im Jahre 1997 Präsident und Besitzer der ZSC Lions, ist nicht nur ein Glücksfall, weil er über Milliarden verfügt. Mindestens so wichtig: Er ist auch ein Romantiker, der nie in die Eitelkeitsfalle getappt ist – und nie in diese Falle tappen wird.

Die Bedeutung der eigenen Arena

Ehrgeizig und leistungsorientiert – ja, natürlich. Aber eben auch mit dem Wissen, dass der Erfolg, soll er dauerhaft sein, geduldig erarbeitet werden muss und eine ganz besondere Leistungskultur erfordert. Eine Kultur, die ihre Wurzeln in der grössten Nachwuchsorganisation des Landes hat. Und mit der Demut, das Rampenlicht anderen zu überlassen, und der Gelassenheit, seinem Personal nicht dreinzureden. Sicherlich hätte es im Laufe der Jahre hin und wieder Gründe gegeben, Manager Peter Zahner öfter auf die Finger zu klopfen und Sportchef Sven Leuenberger hin und wieder ins Büro zu zitieren.

Walter Frey vertraute und vertraut seinem Spitzenpersonal. So hat Zahner den Bau einer eigenen Arena orchestriert und Leuenberger Europas erfolgreichstes Team aufgebaut. Dieser Bau des neuen Hockey-Tempels erweist sich nun als die Abrundung von Freys Hockey-Lebenswerk: Erst mit der neuen Arena haben die ZSC Lions ihre wahre Identität entwickelt, die sie als Gäste im Hallenstadion nie bekommen konnten.

Walter Frey Ice hockey, Eishockey Playoff-Final ZSC Lions - Lausanne HC, Zurich, Switze Zurich, Switzerland, 30th Apr 2024: ZSC Lions forward Denis Hollenstein lifts the trophy for the Swiss champions ...
Jubelt inmitten der Spieler: Walter Frey.archivbild: imago-images.de

Bayers zweiter Titel in wenigen Monaten

Die ZSC Lions stehen auf einem so soliden Fundament, dass ein dritter und viertel Titel in Serie ein realistisches Ziel ist. Diese Basis ist so breit, dass es problemlos möglich war, Meistermacher Marc Crawford (der Kanadier hatte das Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt) durch einen Trainer aus den eigenen Reihen zu ersetzen: Marco Bayer ist einfach vom Cheftrainer des Farmteams GCK Lions zum Cheftrainer der ZSC Lions befördert worden.

Bayer hat diese schwierige Aufgabe mit Bravour gelöst. Ihn wieder zum Farmteam zurückzuschicken, wäre erstens ein Verrat an der eigenen Unternehmensphilosophie und würde zweitens den Zorn der Hockeygötter wecken.

Die Hockeygötter haben gewürfelt

Die ZSC Lions sind erneut Meister geworden – um Meister zu bleiben. Die aktuelle Meistermannschaft hat ihr Entwicklungspotenzial nach wie vor nicht ausgereizt.

So feiern ZSC-Fans in Zürich

Video: watson

Der meisterschaftsentscheidende Treffer fällt im Powerplay wegen einer Strafe für zu viele Spieler auf dem Eis und ist zu hundert Prozent korrekt erzielt worden – die «grausamste» Titelentscheidung, die es je gegeben hat. Die Hockeygötter haben gewürfelt.

So knapp es zuletzt auch war: Die ZSC Lions sind hochverdient Meister geworden. Punkt. Keine guten Aussichten für die Konkurrenz.

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HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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Video: watson
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Juno_BüneoderKuno?
24.04.2025 23:29registriert September 2024
Coole Geschichte für die Zürcher. Sollte ein Ansporn für die andern Topteams sein, aufzuschliessen und ebenfalls echte Farmteams zu unterhalten. Davon profitieren alle, aber insbesondere die jungen Spieler.
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Gameplan
25.04.2025 00:19registriert April 2023
die «grausamste» Titelentscheidung, die es je gegeben hat...

war doch eher 2012 oder so, 2.5 Sekunden, vor Schluss in Bern ;-)
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Nouvelle Mme P
25.04.2025 00:09registriert April 2024
Als ned Züri-Fan: Congrats zur Titelverteidigung! Und der Züri-Captain weiss zumindest wie man von Vaucher den Pokal richtig entgegen nimmt (einfach lange gebug festhalten bis er loslässt), um ohne den Selbstdarsteller jubeln zu können. Top gelöst!
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